Blüten statt Wüste

„Einfach nur noch hinschmeissen“ – damit stieg meine Kollegin in das Gespräch ein – und mit dem Bild einer blühenden Blumenpracht wieder aus. Was passierte dazwischen?

Wir durchliefen die 2 Schleifen der Kollegialen Fallberatung (deren Prozess ich schon beschrieb und die verkürzt als „Troika Consulting“ in den Liberating Structures zu finden ist). Und dabei wanderten wir von Metapher zu Metapher.

Meine Kollegin erzählte mir ca. 5 Minuten etwas über den bisher gelaufenen Prozess, der sie jetzt zum Ausstieg trieb: Sie hatte viel Herzblut in einen Text gelegt, in dem jetzt jemand anders viel wegstrich. Sie war stolz auf ihren Artikel gewesen und hatte nach der Korrektur das Gefühl, es sei nicht mehr der Ihre. Sie wollte ihn nicht mehr zur Veröffentlichung freigeben – auch wenn sie damit verbrannte Erde hinterlassen würde.

Ich durfte darauf aufbauend mein Verständnis widerspiegeln, welche Muster wohl dahinterstecken könnten und/oder welche unterschiedlichen Geschichten ich gehört hatte. Sie hörte mir 10 Minuten zu und gab mir dann ein Feedback dazu, welcher meiner Gedankengänge sie am meisten angesprochen hatte: Ich hatte sie „erwischt“ mit der Beschreibung eines Verhaltensmusters, mit dem sie schon öfter an ihre Grenzen gestoßen war.

Damit waren wir durch unsere erste Schleife der kollegialen Fallberatung durch und stiegen in die zweite ein: Ich durfte Lösungsideen für sie generieren. Idealerweise hätte sie „nur“ zugehört und nach einer gewissen Zeit wieder reagiert. Wir beide entwickelten diesmal einen Sprech-Denk-Prozess. Und streiften durch die Bildwelten vom Nadelöhr über die Eigenblutbehandlung bis zum KnospenMeer: Dadurch, dass soviel weggestrichen worden war, was jetzt nicht veröffentlicht wurde, blieb und bleibt es bei ihr – und sie kann jetzt und in naher Zukunft entscheiden, was sie wie und wo veröffentlichen möchte. Aus vielen, vielen Erkenntnis-Knospen kann eine wahre Blumenpracht entstehen.