Zukünfte

Im April konnte ich zwei Tage für ein Team seinen Zukünfte-Dialog moderieren. Der Raum war als 12-Felder-Schema nach Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd eingerichtet und griff damit die Gedanken von Florence Gaub zur Reflektion von Vergangenheit und Gegenwart auf. Die eine und andere Auflockerung kam aus dem Improvisations-Theater und brachte den Teilnehmenden viel Spass. Die Aufgaben für das Team orientierten sich nach den Wünschen meines Auftraggebers an den u.g. Impulsen von Stefan Bergheim. Und immer wieder gab es eine „Prise Erspüren des eigenen Zukunftsgestaltungs-Beitrags“ nach Otto Scharmer (zu dessen Theory U und insbesondere dem journaling ich schon schrieb). Die mit meinem Auftraggeber in Co-Creation formierte Agenda gewährte viel Raum für die Emergenz unterschiedlichster Zukünfte.

Es gibt eine große Zahl von Zugängen und Methoden, die es ermöglichen, verschiedene Bilder und Annahmen über die Zukunft schon in der Gegenwart sichtbar und nutzbar zu machen. Die Kompetenz, diese einzusetzen, nennt Stefan Bergheim „Zukünfte-bildung“ und übersetzt so „Futures Literacy“ von Riel Miller („Transforming the Future“, 2015). „Zukünfte – offen für Vielfalt“ heißt sein Buch von 2020.

Florence Gaub hat eine „Bedienungsanleitung Zukunft“ veröffentlicht (2023, 2025 wird es als Taschenbuch erhältlich). Sie hat ähnliche Ideen, wie man am besten über die Zukunft nachdenkt: Auch für sie gilt vor allem, seinen eigenen Verstand zu schärfen. Und das heißt im Detail (ebd. S.26 ff), man braucht 

  • die Fähigkeit, die eigenen Überzeugungen und Gewissheiten zu hinterfragen und nach Informationen zu suchen, die diesen Annahmen widersprechen 
  • die Fähigkeit, seine Emotionen zu kontrollieren sowie 
  • die Fähigkeit, auf Neues zu achten und sich intellektuell aus einer Vielzahl von Quellen zu nähren. 

Vier „Bedienelemente und Geräteteile“ der Zukunft stellt uns die Autorin vor: 

  • Den „Einschaltknopf“ betätigen wir, wenn wir beginnen zu planen – oder uns Tagträumen hingeben (was uns die Autorin empfiehlt). 
  • Die Zukunft ist immer auch Gegenwart: denn im Jetzt antizipieren wir Zukünfte und entscheiden, welche wir verhindern oder erreichen wollen.  
  • Wir nutzen vergangene Informationen, um daraus auf die Zukünfte zu schließen und 
  • kreativ kann jeder von uns sein. Florence Gaub stellt einige Methoden vor, um die individuelle sowie die Kreativität von Gruppen anzukurbeln.

Kreativität, Wissen, Weisheit, Vorstellungskraft und Fakten können so in einer Gruppe zusammenkommen, um den Möglichkeitsraum der Zukunft zu umreißen, sich das Beste vorzustellen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und mit Überraschungen zu leben.

Ein sehr empfehlenswertes Buch – ich wünsche viel Spass beim Schmökern – und anwenden – alleine oder im Schwarm Gleichgesinnter